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Pfeilschwanzkrebse an der Küste
(Foto: Pos Robert, U.S. Fish and Wildlife Service/Wikimedia)

 

Der Pfeilschwanzkrebs (Limulus polyphemus) ist etwa eine halbe Milliarde Jahre alt und an den flachen Sandküsten tropischer Meere anzutreffen. Seit ein paar hundert Jahren werden die Tiere dieser Art vom Mensch genutzt. Zunächst aus Dünger auf den Feldern, woraus im 20.Jahrhundert rund um die Bucht von Delaware in den USA eine regelrechte Industrie entstand. Gleichzeitig wurden die Krebse auch an Schweine verfüttert. Millionen dieser Krebse wurden gefangen, bis deren Population allmählich zur Neige ging. Das war in den 1970er Jahren dann auch das Ende dieser Düngerindustrie. Erst in den 1990er Jahren wurden wieder vermehrt Pfeilschwanzkrebse gefangen, nachdem Fischer sie als gute Beute für die Jagd nach Wellhornschnecken entdeckt hatten.

 

Biomedizinische Nutzung

Lukrativer aber war in den letzten dreissig Jahren der Fang dieser Tiere für die pharmazeutische Industrie. Denn der Limulus verfügt über einen einmaligen chemischen Trick. Da sein Kreislauf recht einfach strukturiert ist, könnten einmal durch den Panzer eingedrungene Bakterien rasch den ganzen Krebsorganismus erfassen. Dies verhindert ein Lysat in den Amöbozyten (Abwehrzellen) im Blut des Limulus: Das Lysat erkennt kleinste Konzentrationen von Endotoxinen (Zerfallsprodukte von Bakterien) und kann die Bakterien durch lokale Koagulation (Gerinnung des Bluts) sozusagen in einem Gel gefangen setzen, so dass sie keinen weiteren Schaden anrichten können.

Die Pharmaindustrie nutzt die Eigenschaft des Limulusbluts als Detektor für Bakterien. Immer wenn die aus dem Blut gewonnene Flüssigkeit koaguliert, liegt eine bakterielle Verunreinigung vor. Der hierfür entwickelte Limulus-Amöbozyten-Lysat-Test (LAL-Test) ist heute zum Beispiel die Voraussetzung für jede Freigabe eines neune Medikaments, eines Herzschrittmachers oder eines Implantats durch die US-Gesundheitsbehörde FDA.

 


Limulus polyphemus (Foto: Amanda/Wikimedia)

 

 

Die Krebse überleben’s zwar, aber ihr Bestand wird dezimiert

Im Unterschied zur Nutzung der Pfeilschwanzkrebse als Dünger, Futter oder Köder müssen die Tiere für die Blutentnahme nicht getötet werden. Sie kommen nach dem Fang in grossen Behältern in eine der weltweit fünf pharmazeutischen Fabriken, die auf die Gewinnung des Lysats spezialisiert sind. Jedes Jahr wird dort einer halben Million Krebse das Blut abgezapft, ähnlich wie bei einer Blutspendenaktion von Menschen. Mit zwei Unterschieden: Das Blut der Krebse ist blau, weil in ihrem Blutkreislauf der Sauerstofftransport durch Kupfer und nicht wie bei uns durch Eisen besorgt wird. Und zweitens ist die Spende für Krebse nicht freiwillig.

Zwar werden die Krebse nach der Blutentnahme wieder freigelassen, und zwar an Stellen im Meer, an welchen man keine Krebse zur Blutentnahme fängt. Damit soll sichergestellt werden, dass die Tiere nicht übermässig geschwächt werden. Die Prozedur geht dennoch nicht spurlos an ihnen vorbei. So stellte man in der Fangregion Pleasant Bay in Massachusetts fest, dass immer weniger Krebsweibchen zum Laichen ins Watt kommen. Forscher gingen den Gründen hierfür nach. Sie vermuten, dass Tiere, denen Blut entnommen wurde, lethargischer werden und die Kraft nicht mehr aufbringen, um innert weniger Wochen mehrmals zum Strand zu schwimmen und dort zu laichen. Das heisst: Selbst wenn kaum ein Tier wegen der Prozedur stirbt, könnte die Blutentnahme doch zum langsamen Wegsterben des Krebsbestands führen.

Darum sucht die Industrie nun nach synthetischen Ersatzstoffen. Am Ende wird der Pfeilschwanzkrebs wieder zur Beute von Fischern, die ihn als Köder benutzen. Dabei stirbt er zwar, vielleicht aber nicht gleich seine Art

 

Quellen:

The Atlantic

Deep Sea News

 

Video:

Fang und Blutentnahme

 

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