Ein Artikel in The Guardian fasste am 15. Mai 2021 das Resultat von 44 unterschiedlichen Studien zusammen, die mithilfe von DNA-Analysen bestätigen, was Fachleute schon länger vermuteten: Mehr als ein Drittel der geprüften Fische entsprachen nicht der deklarierten Fischart. Insgesamt wurden 9000 Fischproben in Restaurants, Fischhandlungen und Supermärkten in über 30 Ländern erhoben. Am höchsten lag die Betrugsrate in den USA, Kanada, Grossbritannien, Australien, Neuseeland und Singapur (41% der Proben falsch deklariert), am tiefsten in Asien (31%); Europa und Lateinamerika lagen dazwischen.
Beschiss bei Fischen besonders leicht
Der Betrug ist bei Fischen besonders schwierig nachzuweisen, weil Fisch zu dem weltweit am meisten gehandelten Gütern gehört und die Handelswege verzweigt und oft wenig transparent sind. Erst mit der DNA-Analyse kann eine falsche Deklaration zweifelsfrei aufgedeckt werden.
Bei gefragten Fischarten besteht die Gefahr, dass das angebotene Filet von einer andern Fischart mit tieferem Marktwert stammt – ein satter Gewinn für irgendwen in der Wertschöpfungskette. Bei gegen 35’0000 Fischarten ist die Auswahl an ähnlich aussehenden oder schmeckenden Arten gross, erst recht, wenn die Fische zu Filets verarbeitet angeboten. Geschädigt wird bei diesem Beschiss vor allem das Portemonnaie der Konsumenten.
In einigen Fällen kann der Betrug freilich auch die Gesundheit gefährden. Zum Beispiel, wenn das vorgetäuschte Filet von einer Art stammt, die schwer verdaulich oder reich an bestimmten Parasiten ist. Oder es kann gar zum Tod führen, wenn es von einem unsachgemäss verarbeiteten, hochgiftigen Kugelfisch stammt.
Ein andere Form des Betrugs besteht darin, Zuchtfische als Wildfische anzubieten. Hier wird der Konsument vor allem bezüglich des Nährwerts beschissen, etwa wenn das Schnapper-Filet von Zucht-Tilapia stammt.
Vom Waschen illegaler Fänge
Die kriminellste Form des Fischbetrugs aber ist das «Waschen» illegal gefangener Fische, die als scheinbar normales Angebot in Geschäften und Restaurants auftauchen. Kontrollen auf hoher See sind schwierig, das Umladen von illegalen auf reguläre Schiffe daher ein Kinderspiel, und die Rückverfolgbarkeit von der Theke zum Ursprung beruht oft auf nichts als geduldigen Begleitpapieren. Wer illegale Fänge in den regulären Markt einschleust, verdient daran besonders viel: Er fischt den legalen Konkurrenten gratis weg, wofür Letztere Fangrechte und Steuern bezahlen müssen, und weil das so lukrativ ist, machen illegale Fänge noch immer rund einen Zehntel der weltweiten Fangmenge aus – ein Anteil, der keinerlei Kontrolle unterliegt und zusätzlich zu den festgelegten Quoten gefischt wird und daher zusätzlich in den Meeren fehlt.
Labels sind besser als gar nichts
Auch anerkannte und gut eingeführte Labels können nicht alles kontrollieren; doch der Umstand, dass unabhängige Auditoren den Produzenten und Händlern über die Schulter schauen und ein Auge auf die Warenflüsse haben, ist immerhin eine gewisse Garantie gegen Betrug. Bie Wildfisch aus Fang lohnt es sich, auf die Labels von
wie MSC und Friend of the Sea zu achen, bei Zuchtfisch auf die die Labels von ASC, Bio-Suisse, Naturland, biofisch und Friend of the Sea.
Die beste Garantie gegen Fischbetrug allerdings ist es, den eigenen Fischkonsum auf ein nachhaltig vernünftiges Mass zu reduzieren: auf maximal eine Fischmahlzeit pro Monat. Und wenn das immer mehr Menschen tun, nimmt der Druck auf den Fischmarkt ab, verengt den Spielraum der kriminellen Akteure und verschafft den anständigen in der Branche den Vorteil, den sie verdienen.
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