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Umwelt-Koalition fordert Reduktion des Fischkonsums

Der Verein fair-fish fordert seit Jahren eine Beschränkung auf ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Monat. Solange der Fischkonsum nicht an die vorhandenen Ressourcen angepasst wird, ist laut fair-fish jede andere Massnahme für nachhaltigere Fischerei zum Scheitern verurteilt. Nun übernimmt erstmals eine breite Koalition von Meeresschutzorganisationen die Argumentation von fair-fish.

Die von der US-amerikanischen Pew-Foundation geführte Koalition OCEAN2012 , der vor allem europäische Umweltorganisationen angehören, mochte Ende 2009 zwei Forderungen von fair- fish an die Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU nicht mittragen.* Weder die Reduktion des Fischkonsums noch die Beschränkung der europäischen Fangflotten auf europäische Gewässer wurden damals von Pew oder OCEAN2012 begrüsst, und ihre eigenen nach Brüssel geschickten Stellungnahmen enthalten denn auch keine entsprechende Forderungen.* Noch in diesem Juli wurde fair-fish von Pew beschieden, die Reduktion des Fischkonsums gehöre nicht zu den gemeinsamen Zielen dieser Koalition.

Offenbar hat die Argumentation von fair-fish nun doch überzeugt. In einer soeben publizierten Studie kommen Pew und OCEAN2012 zum Schluss, dass die EU fast doppelt soviel Fisch konsumiere, wie sie aus in ihren eigenen Gewässern und Fischzuchten gewinne. Die Studie kritisiert insbesondere, dass die EU die eigenen Fischbestände fast ganz erschöpft habe und daher immer mehr Fisch aus andern Gebieten importiere. Um dies zu vedeutlichen, errechnen die Autoren für jedes einzelne EU-Land den Selbstversorgungsgrad mit Fisch. Dieses Verhältnis von Fischproduktion und Fischkonsum liegt zwischen 4% für Österreich und über 200% für Estland (EU-Durchschnitt: 51%).

Entscheidend ist der globale Ansatz

Der Verein fair-fish freut sich, dass derartige Überlegungen nun von breiteren Kreisen übernommen werden. Allerdings müsste die Argumentation global ansetzen. Der Gedanke der Selbstversorgung auf Länderebene ist zwar grundsätzlich eine gute Richtschnur; konsequent würde das freilich bedeuten, dass im Norden keine Orangen und Bananen gegessen werden und dass die Industrieländer ihre Erdölgier auf die eigenen Reserven beschränken. Damit käme der Austausch zwischen Ländern zum Erliegen. Für eine Ex-Kolonie wie den Senegal etwa würde das heissen, dass das (nach Ausbeutung der Phosphatvorkommen) an Bodenschätzen arme Land seinen einstigen Fischreichtum gar nie für die Erzielung von Exporteinnahmen hätte nutzen dürfen; es hätte ihn stattdessen aber für die eigene Bevölkerung übernutzen dürfen. Das Beispiel zeigt, dass der Ansatz über den Selbstversorgungsgrad eines Landes zu kurz greift.

Auch mit einem Selbstversorgungsgrad der EU von 100%, wie ihn Pew und OCEAN2012 fordern, wäre das Ziel noch nicht erreicht. Denn nebst Europa konsumieren ja auch noch andere Länder mehr Fisch als den selbst produzierten, so Japan oder die USA.

Anders als etwa bei Gemüse oder Erz ist bei Fischen nicht einfach auszumachen, wem sie «gehören». Zahlreiche wichtige Speisefischarten wandern saisonal durch die Einflussgebiete verschiedener Staaten. Und welchem Land soll denn zugerechnet werden, was auf offener See gefangen wird? Treffender ist daher ein Ansatz, welcher von Fischen als Ressource für die ganze Menschheit ausgeht, welche nicht mehr Fisch essen kann, als da ist. Auch das beste Label kann nicht mehr Fisch herzaubern, als der Planet auf Dauer hergibt.

Doch wie soll der Fisch gerecht verteilt werden? Fischproduktion geteilt durch die Anzahl Menschen? Das gäbe ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Monat und Kopf.

Nur einmal Fisch im Monat – wie kommt das denn?

Im Durchschnitt verzehrt heute jeder von heute rund sieben Milliarden Menschen knapp 17 kg Fisch pro Jahr**. Etwa ein Drittel dieses Gewichts ist verwertbares Fleisch (Filet), das entspricht 450 Gramm pro Monat oder drei Mahlzeiten. Je etwa 225 Gramm stammen aus Fischfang und Fischzucht.*

Beim Fischfang stammt die Hälfte aus Beständen, die nicht noch intensiver genutzt werden dürfen; ein weiteres Viertel der Bestände ist bereits übernutzt. Es wäre daher vernünftig, die 225 Gramm aus Fischfang auf die Hälfte zu reduzieren.

Bei der Fischzucht handelt es sich zunehmend um Fischarten, deren Futter Fischmehl enthalten muss. Dieses Fischmehl stammt überwiegend aus Fischerei, wobei mindestens dreimal soviel Fischgewicht verfüttert werden muss, wie am Schluss aus der Zucht gewonnen wird. Fischzucht kann also zur Erschöpfung der Fischbestände beitragen. Darum wäre es vernünftig, auch die 225 Gramm aus Zucht auf die Hälfte zu reduzieren.

Verbleiben also 225 Gramm Fisch oder anderthalb Fischmahlzeiten pro Monat. Natürlich ist das über den Daumen gepeilt. Doch auch eine genauere Berechnung wird die Anzahl Mahlzeiten pro Monat eher hinter als vor dem Komma ändern. Denn durch Rechnen vemehren sich die Fisch nicht.

Weil die Eiweissversorgung einer Bevölkerung wie der von Senegal traditionell von Fisch abhängt, während z. B. die Bevölkerung Mitteleuropas traditionell wenig Fisch ass, liegt es auf der Hand, Küstenvölkern mehr Fisch zu lassen und sich fern der Küsten mit höchstens einer Fischmahlzeit im Monat zu begnügen. Wer fürchtet, deshalb zuwenig Omega 3 zu kriegen, besorge es sich dort, wo es die Fische herhaben: von Mikroalgen. Ihre Drogerie verkauft Kapseln hieraus, wie Fischöl, nur ohne Fisch.***

Und was sagen wir Ihnen, wenn Ihre Existenz vom Fischverkauf abhängt?

Der Fischhandel wird auf den ersten Blick sicher keine Freude an unserer Botschaft haben. Die Frage ist freilich: Was werden Sie denn verkaufen , wenn in vierzig Jahren – gemäss wissenschaftlichen Prognosen – kein Fisch mehr da sein wird, falls wir unser Verhalten nicht bald ändern. Daher ruft der Verein fair-fish die Branche auf, einen Trend zu schaffen, bei dem weniger Fisch teurer verkauft wird. Fisch muss zu einem Festessen werden. Heute ist er schlicht zu billig.

* Forderungen an die GFP-Reform by – fair-fish – Pew Foundation – OCEAN2012

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